Herausforderung
Die Bertelsmann Stiftung wollte besser verstehen, wie sich Einsamkeit auf das gesellschaftliche und politische Engagement junger Erwachsener (16 bis 30 Jahre) auswirkt. Angesichts anhaltend hoher Einsamkeitswerte nach der Pandemie, sinkendem Vertrauen in die Demokratie und wachsender politischer Entfremdung stellt sich die Frage, wie junge Menschen, insbesondere einsame, für politische Beteiligung gewonnen werden können. Die Stiftung wollte ermitteln, ob Einsamkeit ein Hindernis für Engagement sein kann, durch welche Einstellungen und Barrieren dies begründet ist und wie einsame junge Erwachsene zu mehr politischem Engagement motiviert werden können.
Vorgehen
Anhand der Daten der repräsentativen Onlinebefragung (N = 2.532) aus der Studie „GenNow: Junges Engagement für sozialen Wandel“ wurden potenzielle Zusammenhänge zwischen Einsamkeit und Einstellungen und Verhaltensweisen im Kontext politischen, gesellschaftlichen und sozialen Engagements untersucht. Einsamkeit wurde in der Studie anhand validierter Skalen erfasst. Basierend auf der Ausprägung der berichteten Einsamkeit wurde eine Unterteilung in nicht einsame, moderat einsame und stark einsame junge Erwachsene vorgenommen. Diese Gruppen wurden bezüglich einer Reihe politischer und gesellschaftlicher Einstellungen und dem berichteten tatsächlichen Engagement in den letzten drei Monaten verglichen. Identifizierte Zusammenhänge wurden zudem mit multivariaten statistischen Methoden auf ihre Robustheit überprüft.
Die Ergebnisse zeigen, dass einsame junge Erwachsene nicht weniger politisch engagiert sind als nicht einsame. Sie zeigen jedoch geringeres Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten, gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken und haben weniger Zuversicht, dass das politische System Veränderungen ermöglicht und sich politische Akteure für die Ziele junger Menschen einsetzen.
Relevanz
Die Arbeit von Verian ermöglicht es der Bertelsmann Stiftung, fundierte Strategien zur Stärkung der politischen Selbstwirksamkeit einsamer junger Menschen zu entwickeln. Die gewonnenen Erkenntnisse richten die Aufmerksamkeit auf eine Gruppe junger Menschen, für die niedrigschwellige, beziehungsorientierte Beteiligungsformate besonders wichtig sind – online wie offline.
Die Integration einsamer junger Erwachsener in den politischen Diskurs kann dabei nicht nur helfen, Vertrauen in eigene politische Einflussmöglichkeiten und das politische System zurückzugewinnen, sondern auch bedeutungsvolle soziale Beziehungen aufzubauen, die wiederum als Puffer gegen Einsamkeitsgefühle an sich wirken können. Langfristig trägt beides dazu bei, dass sich mehr junge Menschen aktiv am demokratischen Prozess beteiligen, anstatt sich von diesem abzuwenden.
Die Studie wurde medial vielfach aufgegriffen.
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