Wenn wir über Evidenz sprechen, empfehlen wir, die folgenden zwei Arten von Evidenz zu unterscheiden (WHO 2021):
wird systematisch durch einen formalen, standardisierten Forschungsprozess nach bestimmten methodischen Standards generiert.
Dies kann Primärforschung, Synthese bestehender Forschung (Sekundärforschung) und andere Produkte umfassen, die auf Evidenz basieren, wie z.B. Leitfäden (Tertiärforschung). Wissenschaftliche Evidenz kann numerisch (quantitativ) oder deskriptiv (qualitativ) sein, wobei eine Reihe von Methoden zum Einsatz kommt.
stellt eher informelles Wissen dar, das auf den Meinungen und Erfahrungen von Personen basiert, die in dem zu analysierenden Themenfeld arbeiten oder leben.
Diese Art von Evidenz wird häufig in den Medien, in Expertenberichten, persönlichen Anekdoten, qualitativen Interviews, Gruppendiskussionen oder deliberativen Dialogen geäußert.
Beide Arten von Evidenz können wertvoll sein und unterschiedliche Forschungsfragen beantworten. Ihre Beziehung ist komplementär. Zum Beispiel kann die Erfahrungsforschung einen Bereich hervorheben, auf den sich die wissenschaftliche Forschung konzentrieren sollte, oder sie kann die bereits durchgeführte wissenschaftliche Forschung validieren oder in Frage stellen.
Typische Forschungsfragen, die durch den jeweiligen Evidenztyp beantwortet werden können (Superu 2018), umfassen:
Bei der Überlegung, auf welche Evidenz Entscheidungen gestützt werden sollen, ist es wichtig, die Robustheit und Qualität der verfügbaren Evidenz zu bewerten. Es gibt zahlreiche Leitfäden von Forschungsvereinigungen und -institutionen, die einen detaillierten Überblick über Qualitätsstandards für die Evidenzproduktion geben. In Deutschland bietet die Gesellschaft für Evaluation e.V. (DeGEval) einen guten Überblick über die Standards für Evaluationen und der Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e.V. (https://www.adm-ev.de/standards-richtlinien/) stellt eine nützliche Checkliste für Auftraggeber bereit, die Umfragen in Auftrag geben.
In der Praxis ist es jedoch sinnvoller, sich von prägnanten und klaren Rahmenwerken leiten zu lassen, die Schlüsseldimensionen guter Evidenz hervorheben, wie z. B. das folgende Rahmenwerk aus der evidenzbasierten Politikpraxis im Vereinigten Königreich (Houses of Parliament 2017, Nesta 2022).
Bei der Bewertung von Evidenz aus einer Vielzahl von Quellen und Methoden ist es hilfreich sicherzustellen, dass sie die folgenden Kriterien erfüllt:
VERTRAUENSWÜRDIG | Es ist wichtig zu beurteilen, woher die Informationen stammen und wer sie erstellt hat. Sind die Qualifikationen der Autorinnen und Autoren glaubwürdig und ist ihre Vorgehensweise transparent? |
OBJEKTIV | Um das Ziel hinter jedem Forschungsvorhaben und die möglichen Verzerrungen, die auftreten können, zu verstehen, sollten Sie den Zweck der Studie und die wahrscheinlichen Motivationen dahinter berücksichtigen. In diesem Zusammenhang ist es oft sinnvoll zu prüfen, wer die Forschung finanziert hat. |
RELEVANT | Nicht jede Forschung ist für Ihre Frage oder Situation nützlich. Sie sollten daher prüfen, ob der Kontext, in dem die Forschung stattgefunden hat, mit Ihrem eigenen vergleichbar ist, ob alle relevanten Perspektiven einbezogen wurden und für welche Zielgruppe die Forschung ursprünglich gedacht war. |
AKTUELL | Wenn Sie Ihre Entscheidung auf Evidenz stützen, ist es wichtig, dass diese Daten nicht veraltet und immer noch gültig sind. Sie sollten daher prüfen, ob die Informationen, die Sie haben, aktuell sind und ob in der Zwischenzeit etwas Wichtiges passiert ist, das die Ergebnisse beeinflussen könnte. |
GENAU | Um die Qualität einer Methode zu beurteilen, sollten Sie sicherstellen, dass die Methodik detailliert beschrieben und angemessen ist. Hilfreich ist auch zu prüfen, ob ähnliche Studien durchgeführt wurden oder ob die Studie wiederholt wurde. In der Regel ist ein Peer-Review oder eine Validierung durch andere Expertinnen und Experten auf diesem Gebiet ein gutes Zeichen für starke Evidenz. |
References: