Case Studies

Der Zusammenhang zwischen Lebenszufriedenheit, Sorgen und Mediennutzung: eine bevölkerungsrepräsentative Querschnittsbefragung

Geschrieben von Verian Germany DE | 25.09.2025 09:31:40

Herausforderung

Globale Krisen wie die COVID-19-Pandemie, die Klimakrise sowie politische Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten haben in den vergangenen Jahren auch in Deutschland deutliche Spuren in der psychischen Gesundheit der Bevölkerung hinterlassen. Studien zeigen, dass die Lebenszufriedenheit abnahm und Sorgen zunahmen. Bislang fehlte jedoch eine aktuelle, repräsentative Untersuchung, die sowohl positive als auch negative Dimensionen psychischer Gesundheit zugleich in den Blick nimmt und dabei berücksichtigt, welche Rolle die Informationsquellen hinsichtlich aktueller Ereignisse spielen.

Ziel der von den Nachwuchswissenschaftlerinnen (Early Career Scientists, ECS) des Deutschen Zentrums für psychische Gesundheit (DZPG) Standort Bochum-Marburg geplanten Studie war es daher, einen umfassenden Überblick über die Lebenszufriedenheit und Sorgen der Menschen in Deutschland ein Jahr nach dem offiziellen Ende der COVID-19-Pandemie zu gewinnen. Besondere Aufmerksamkeit galt dabei der Frage, wie unterschiedliche Formen der Mediennutzung – von klassischen Print- und Rundfunkmedien bis hin zu sozialen Medien – mit dem psychischen Befinden zusammenhängen. 

Vorgehen

Die Studie wurde im Januar 2024 als bevölkerungsrepräsentative Querschnittsbefragung im Rahmen einer telefonischen Mehrthemenerhebung durchgeführt. Insgesamt nahmen 1.008 Personen ab 14 Jahren aus allen Bundesländern teil. Die Datenerhebung erfolgte mittels computergestützter Telefoninterviews (CATI), wobei durch ein kombiniertes Festnetz- und Mobilfunk-Sample eine möglichst vollständige Abdeckung der Bevölkerung erreicht wurde. Verian war neben der beratenden Unterstützung bei der Erstellung des Fragebogens verantwortlich für die Konzeption der Stichprobe, die Durchführung der Befragung, die Aufbereitung der erhobenen Daten und die Bereitstellung der Studienergebnisse in Form gewichteter und geprüfter Datensätze.

Erfasst wurden zentrale Indikatoren der psychischen Gesundheit: Lebenszufriedenheit als positive Komponente sowie Sorgen im Hinblick auf weltpolitische Entwicklungen als negative Komponente. Zudem gaben die Befragten an, welche Medien sie üblicherweise nutzen, um sich über aktuelle Ereignisse zu informieren. Neben deskriptiven Analysen kamen statistische Verfahren (wie Korrelationen, Chi-Quadrat-Tests und multivariate Kovarianzanalysen) zum Einsatz, um Zusammenhänge zwischen der psychischen Gesundheit, soziodemografischen Merkmalen und der Mediennutzung aufzudecken. 

Relevanz

Die Ergebnisse zeigen ein ambivalentes Bild: Während knapp drei Viertel der Befragten häufig oder sehr häufig mit ihrem Leben zufrieden sind, äußert gleichzeitig etwa die Hälfte, oft oder sehr oft Angst oder Sorge zu verspüren, dass sich die weltweiten politischen Entwicklungen negativ auf ihr eigenes Leben oder das ihrer Familie auswirken könnten. Unterschiede traten insbesondere hinsichtlich des Geschlechts, der Bildung und Region auf – so zeigten Frauen und höher Gebildete mehr Zufriedenheit, während Befragte aus den östlichen Bundesländern deutlich mehr Sorgen äußerten. Von besonderer Bedeutung ist die Mediennutzung: Personen, die sich vor allem über Printmedien oder Radio über aktuelle Ereignisse informieren, berichten höhere Lebenszufriedenheit, während die ausschließliche Nutzung von sozialen Medien zur Informationsgewinnung mit einer geringeren Lebenszufriedenheit und mehr Sorgen einhergeht.

Damit macht die Studie sichtbar, wie eng die psychische Gesundheit der Bevölkerung mit aktuellen gesellschaftlichen Krisen und der Art der Informationsaufnahme verknüpft ist. Sie liefert wichtige Hinweise darauf, dass neben klassischen gesundheitspolitischen Maßnahmen auch eine Stärkung der Medienkompetenz und gezielte Unterstützungsangebote für vulnerable Gruppen notwendig sind, um die psychische Widerstandsfähigkeit in Krisenzeiten zu fördern.

Links und Medienberichte